Seit geraumer Zeit treibt Europa eine Idee um: Eine europäische Cloud soll entstehen und ihr Name ist mehr als selbstbewusst gewählt. Gaia kennt man bislang als eine der ältesten Göttinnen der griechischen Mythologie, als Personifikation der Erde. Das Projekt des eigenen europäischen Datenraums zieht die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich, doch nicht jeder ist überzeugt davon, dass es von Erfolg gekrönt sein wird. Unser Artikel klärt auf und präsentiert acht zentrale Fakten rund um Gaia-X.
Autor: Thomas W. Frick, 18.12.2019, Thema: Gaia-X
#1: Gaia-X wird vom Wunsch nach Datensouveränität vorangetrieben
Man kann sich natürlich ganz grundsätzlich fragen: Warum braucht Europa eine eigene Cloud? Die Gründe hierfür sind vielfältig, an ihrer Spitze steht aber ganz klar die Datensouveränität. Mit Gaia-X ließe sich eine Unabhängigkeit von zumeist US-amerikanischen Cloudnetzen, die zum Großteil großen Konzernen gehören, anstreben. Somit müsste man auch den sogenannten, vielkritisierten Cloud-Act nicht länger hinnehmen. Dabei handelt es sich um eine Regelung, die amerikanischen Behörden die Erlaubnis einräumt, auf im Ausland gespeicherte Daten zuzugreifen. Eine europäische Cloud würde zudem dazu führen, dass Unternehmen sich auf höhere Datenschutzstandards verlassen könnten.
Hinweis: Unsere Berichte sind oft sehr ausführlich. Daher bieten wir an dieser Stelle eine Zusendung des Artikels im PDF-Format zur späteren Sichtung an. Nutzen Sie das Angebot um sich die Praxis-Impulse in Ruhe durchzulesen, Sie können hierfür auch einfach auf das PDF-Symbol klicken.
#2: Über 100 Personen sind aktuell am Projekt beteiligt
Wer träumt denn nun genau von Gaia-X? An der Konzeption des ambitionierten Projekts sind bislang mehr als 100 Personen beteiligt gewesen. Unter ihnen Peter Altmaier, der das Konzept ursprünglich auf dem Digital-Gipfel in Dortmund vorstellen sollte, und Anja Karliczek. Die Entwicklung wird dabei in bedeutendem Maß von europäischen Großkonzernen, hauptsächlich aus Deutschland und Frankreich, vorangetrieben. Zu ihnen gehören die Deutsche Bank, SAP, die Telekom und Bosch.
#3: Gaia-X ist als Hyperscaler angedacht
Im Endeffekt soll Gaia-X die Vernetzung sämtlicher Unternehmen, unabhängig von deren Größe, ermöglichen. In der Umsetzung wird auf die Hyperscaler-Methode gesetzt: Die Serverkapazitäten der beteiligten Unternehmen werden zusammengenommen, wodurch ein leistungsstarkes Netz aufgebaut wird, das mit Skalierbarkeit punktet.
#4: Gaia-X soll auch für außereuropäische Cloud-Dienstanbieter offen sein
Jeder weiß, dass in der heutigen Wirtschaft allem voran global gedacht werden muss. Aus diesem Grund würde es die Möglichkeiten und damit die Attraktivität von Gaia-X stark einschränken, wenn außereuropäische Dienstanbieter vollkommen ausgeschlossen werden würden. Entsprechend betont das Bundeswirtschaftsministerium die Offenheit der zukünftigen „Cloud für Europa“ in Bezug auf Unternehmen und Organisationen, deren Sitz außerhalb des europäischen Raums zu finden ist – zumindest dann, wenn diese dieselben Prinzipien hinsichtlich Datenverfügbarkeit und Datensouveränität vertreten.
#5: Die Finanzierung ist noch nicht geklärt
Und wer soll das alles bezahlen? Eine Antwort auf diese Frage gibt es noch nicht. Zwar wurde die Wirtschaft als finanziell tragender Faktor genannt, doch noch ist absolut unklar, wie viel Gaia-X überhaupt kosten wird. Weder die Startkosten noch die Kosten, die laufend anfallen werden, können zum jetzigen Zeitpunkt eingeschätzt werden. Das Wirtschaftsministerium geht daher sparsam mit diesbezüglichen Äußerungen um, merkt aber an, dass sich Gaia-X eines Tages selbstständig finanzieren soll.
#6: Gaia-X muss Kritik einstecken
Nicht jeder ist begeistert von der Vision einer europäischen Cloud. Kritikpunkte beziehen sich hauptsächlich auf die Umsetzbarkeit und die fehlenden technischen Voraussetzungen, aber auch die tatsächliche Notwendigkeit wird hinterfragt. Kritiker sind überzeugt davon, dass das Projekt niemals über die „Schreibtisch-Phase“ hinausreichen und irgendwann sang- und klanglos in Vergessenheit geraten wird. Gaia-X würde das Motto „Viel Wirbel um nichts“ in diesem Fall voll erfüllen.
Hinweis: Unsere Berichte sind oft sehr ausführlich. Daher bieten wir an dieser Stelle eine Zusendung des Artikels im PDF-Format zur späteren Sichtung an. Nutzen Sie das Angebot um sich die Praxis-Impulse in Ruhe durchzulesen, Sie können hierfür auch einfach auf das PDF-Symbol klicken.
#7: Proof of Concepts sind für 2020 angesetzt
Mehr als zuversichtlich zeigen sich dagegen die Menschen, die an Planung und Entwicklung des Cloudnetzes beteiligt sind. Im ersten Quartal des Jahres 2020 soll die Gründung der zugehörigen Organisation erfolgen, erste Proof of Concepts – also technische Tests, welche die Umsetzbarkeit des Projekts im Idealfall bestätigen – sollen im zweiten Quartal stattfinden. Die nächsten Schritte beinhalten zudem das Gewinnen weiterer Partner und Gespräche zur Konkretisierung des Vorhabens.
#8: Bislang ist Gaia-X kaum mehr als ein Konzept
Noch ist Gaia-X, wie die vorangegangenen Fakten verdeutlicht haben, nur ein Konzept – ein spannendes, aber eben (noch) sehr vages. Die Idee einer europäischen Cloud scheint zunächst mehr Fragen aufzuwerfen als zu beantworten. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass Gaia-X keine grandiose Zukunft bevorsteht. Über Aufstieg oder Untergang werden die kommenden Monate und Jahre entscheiden. Relativ klar ist dagegen, dass die Umsetzung des Projekts kein Sprint, sondern eher ein ausgedehnter Marathon sein wird. Allzu bald ist also nicht mit konkreten Informationen bezüglich der Weiterentwicklung von Gaia-X zu rechnen.
Ihre Meinung zu Gaia-X ist gefragt – danke die anonyme Teilnahme!
An dieser Stelle finden Sie das zwischenzeitliche Umfrageergebnis, bitte teilen Sie uns weiter Ihre Meinung mit, regelmäßige Update der Grafik folgen.
[poll id=“6″]