TikTok – Warum Daten- und Jugendschützer warnen

TikTok

Musical.ly, Douyin oder TikTok – unter dem ein oder anderen Namen dürfte die chinesische App mittlerweile nahezu jedem bekannt sein. Die Playback-App Musical.ly wurde bereits 2017 vom chinesischen Medienkonzern ByteDance aufgekauft. 2018 folgte die Zusammenlegung mit der ByteDance-App TikTok, die ein ähnliches Konzept verfolgt. Derzeit sorgt TikTok für rege Diskussionen – nicht nur, aber vor allem auch, unter Datenschützern. TikTok ist zwar ein privates Beispiel für den notwendigen bewussten Umgang mit Daten, jedoch kann es auch Business-Apps geben, bei denen die Datensicherheit unklar ist. Somit möchten wir mit diesem Artikel Bewusstsein dafür schaffen, sich Gedanken über Datenschutz bei APP-Installationen zu machen, statt nur auf die Masse zu vertrauen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie TikTok mit Nutzerdaten umgeht und wie es sich mit dem Urheberrecht verhält. Außerdem widmen wir uns der Frage, warum ByteDance kürzlich rund 5,7 Millionen US-Dollar Strafe zahlen musste.

Autor: Thomas W. Frick, 20.03.2019, Thema: Datenschutz Negativbeispiel

TikTok auf dem Weg zur beliebtesten App der Jugend

TikTok MusicalsDas Prinzip ist ganz einfach: TikTok erlaubt Usern, kurze Videos zu erstellen. Dabei kann eine große Auswahl an Songs als Playback genutzt werden. Dem Nutzer stehen zahlreiche Effekte und Bearbeitungsoptionen zur Verfügung, mit denen die Clips anschließend aufgepeppt werden können. Neben solchen musikalischen Kurzclips, genannt „Musicals“, kann auch abweichender Content, z.B.  Tutorials oder Memes, kreiert werden. Kein Wunder also, dass TikTok auf dem besten Weg ist, sich als eine der meistgenutzten Social-Media-Plattform zu etablieren. Die App ist dabei hauptsächlich bei den unter 21-Jährigen beliebt.

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TikTok und die Nutzerdaten: Datenschützer sind besorgt

TikTok DatenschutzDatenschützer sind schon vor geraumer Zeit auf die Plattform aufmerksam geworden und warnen davor, TikTok in dieser Hinsicht zu vertrauen. Und das hat gute Gründe: Zum einen behält sich die App das Recht vor, hochgeladenen Content über weitere soziale Netzwerke zu verbreiten und zu Werbezwecken zu nutzen. Zum anderen wird der Aufenthaltsort standardmäßig ausgelesen und anderen Usern zugänglich gemacht. Darüber hinaus fordert TikTok das Recht ein, auf sämtliche Kontakte zuzugreifen. Wozu die so gewonnenen Informationen dann genutzt werden, weiß niemand so genau. Allgemeinhin bekannt ist hingegen, dass der Betreiber keinerlei Probleme damit zu haben scheint, Daten seiner User an große Unternehmen zu verkaufen. Ein Beispiel für einen Abnehmer ist der Online-Riese Alibaba. Die gute Nachricht: Über die Standardeinstellungen lässt sich der miserable Datenschutz zumindest etwas verbessern. Hier kann unter anderem die Empfängerliste verändert werden. Anstatt seinen Content der ganzen Community zu zeigen, kann man diesen so auch nur einem ausgewählten Freundes- und Bekanntenkreis zur Verfügung stellen. Der Nachteil: Wer mit seinem TikTok-Account berühmt werden und eine große Fangemeinschaft aufbauen möchte, hat auf diese Weise natürlich deutlich schlechtere Chancen.

TikTok versagt beim Jugendschutz

TikTok JugendschutzOffiziell ist eine Anmeldung bei TikTok erst ab dem 13. Lebensjahr gestattet. Doch wie so oft werden keine Maßnahmen ergriffen, um dieses Mindestalter in der Realität durchzusetzen. Für Kinder ist es ein leichtes, ein falsches Geburtsdatum anzugeben und das Portal einschränkungslos zu nutzen – ganz ohne Zustimmung der Eltern. COPPA, ein US-Bundesgesetz für den Schutz der kindlichen Privatsphäre im Internet, kam zum greifen und ByteDance musste eine saftige Strafe von 5,7 Millionen US-Dollar bezahlen. Der wirklich besorgniserregende Skandal ist aber nicht die Datenerfassung bei Minderjährigen ohne Zustimmung der Eltern. Vielmehr sind es die Dinge, die später passieren. Präsentieren neunjährige Mädchen ihre Tanzkünste im Netz, ist das in Ordnung. Wird das Netzwerk deshalb aber zum Magneten für Pädophile, ist es höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Schon im Frühjahr 2018 wurden Eltern und Experten, die sich um die Sicherheit von Kindern im Internet kümmern, aufmerksam. Es fiel auf, dass vor allem Videos, die sehr junge Mädchen zeigen, über spezielle Kanäle gefeatured, also weiterverbreitet, werden. Ein Feature an sich ist für die meisten Accounts erfreulich, da sich die eigene Reichweite erhöht und mehr User auf den jeweiligen Kanal aufmerksam gemacht werden. In diesem Falle aber werden Videos, die Kinder zeigen, auf Seiten gefeatured, die bereits mit ihrem Namen speziell Liebhaber von Clips junger, leicht bekleideter Kinder ansprechen. Was dort wiederum in den Kommentaren zu lesen ist, löst starken Brechreiz aus. Eindeutig erwachsene Männer verteilen Komplimente, machen zweideutige Anspielungen oder fordern die Mädchen sogar dazu auf, in ihren nächsten Videos mehr Haut zu zeigen und aufreizendere Posen einzunehmen.

Mit der Zusammenlegung von Musical.ly und TikTok sollte dieses Problem behoben werden. Die Betreiber haben zwar einige Tags verboten und Seiten gelöscht – geändert hat sich im Endeffekt aber nichts. Jugendschützern bleibt nichts anderes, als an die Eltern zu appellieren. Sollte Ihr Kind TikTok verwenden, sollten Sie die Nutzung unbedingt streng überwachen. Im besten Falle aber überzeugen Sie Ihr Kind davon, seinen Account zu löschen und sich in kinderfreundlicheren Umgebungen im Netz aufzuhalten.

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Originalsongs auf TikTok: Was ist mit dem Urheberrecht?

Da es sich bei den verfügbaren Playbacks um Originalsongs handelt, ist derzeit stark umstritten, wie es sich in diesem Falle mit dem Urheberrecht verhält. Wer einer potenziellen Strafe von vorneherein aus dem Weg gehen möchte, sollte Videos, die Originalsongs enthalten, wenn überhaupt, grundsätzlich nur im privaten Modus veröffentlichen.

Erobert TikTok die Welt?

Das Konzept der Lip-Sync-App TikTok trifft den Zahn der Zeit und spricht vor allem Jugendliche und junge Erwachsene an. Sollte das Unternehmen ByteDance es allerdings nicht schaffen, den Datenschutz transparenter und userfreundlicher zu gestalten und die Sache mit dem katastrophalen Jugendschutzproblem in den Griff zu bekommen, dürften die goldenen Tage für TikTok schon bald gezählt sein.