Mit MEC, dem Kürzel für Multi-Access Edge Computing, war früher Mobile Edge Computing gemeint. Die Bezeichnung, die seit 2014 ein Begriff ist, wurde allerdings 2017 geändert, da sich die Technologie heute nicht mehr nur auf das Mobilfunknetz, sondern auf sämtliche Netzwerktechnologien, inklusive Wi-Fi und Co., bezieht. Experten sind sich einig, dass Multi-Access Edge Computing in Zukunft noch eine viel größere Rolle spielen wird, als es ohnehin schon tut und damit zu den absolut bedeutendsten Technologie-Trends unserer Zeit zählt. Doch was genau ist MEC? Dieser Frage gehen wir im folgenden Artikel auf den Grund. Außerdem werden unter anderem die Vor- und Nachteile von Multi-Access Edge Computing dargelegt und einige Anwendungsgebiete beschrieben.
Autor: Thomas W. Frick, 11.06.2019, Thema: MEC
Was ist Multi-Access Edge Computing?
Der Begriff „Multi-Access Edge Computing“ beschreibt eine bestimmte Netzwerkarchitektur, innerhalb derer Kapazitäten am Rande des Netzwerks, anstatt in einem zentralen Datenzentrum, Daten bereitgestellt werden. Zur Verarbeitung werden die Daten also nicht an eine Cloud geschickt, sondern direkt an dieser Grenze, im sogenannten Netzwerk-Edge, mittels eines Servers oder eines CPEs analysiert und gespeichert. Multi-Access Edge Computing wird vom ETSI, dem Europäischen Institut für Telekommunikationsnormen, standardisiert und unterstützt. Das Institut verwaltet und organisiert auch die Mitglieder der MEC-Gruppe, zu denen unter anderem Huawei, Cisco Systems, Vodafone und IBM gehören. Multi-Access Edge Computing zeichnet sich hauptsächlich durch die folgenden Merkmale aus:
Große Nähe
Die vielen an den Netzwerkgrenzen verteilten Datenverarbeitungsstellen schaffen eine besondere Nähe zum Nutzer.
Geringe Latenz
Unter Latenz versteht man in diesem Zusammenhang die Verzögerung, die sich zwischen der Eingabe eines Befehls in ein System und der Ausgabe des Ergebnisses befindet. Durch die größere Nähe ergeben sich logischerweise kürzere Latenzzeiten.
Hohe Bandbreite
Daneben ist eine hohe Bandbreite kennzeichnend für Multi-Access Edge Computing und die Voraussetzung dafür, dass MEC überhaupt funktionieren kann.
Hinweis: Unsere Berichte sind oft sehr ausführlich. Daher bieten wir an dieser Stelle eine Zusendung des Artikels im PDF-Format zur späteren Sichtung an. Nutzen Sie das Angebot um sich die Praxis-Impulse in Ruhe durchzulesen, Sie können hierfür auch einfach auf das PDF-Symbol klicken.
Welche Vor- und Nachteile bringt Multi-Access Edge Computing mit sich?
Einige Vorteile des Multi-Access Edge Computings, wie die kürzeren Latenzzeiten und die hohe verfügbare Bandbreite, ergeben sich bereits aus der Definition der Netzwerkarchitektur. Doch damit nicht genug: MEC macht das Bereitstellen von Services ganz ohne eine Verbindung zu cloudbasierten Data Centers möglich. Daraus ergibt sich unter anderem, dass sensible Daten nicht über eine Datenzentrale geschickt werden müssen. Außerdem erweitern sich die Möglichkeiten zur Skalierung und das Datenvolumen, welches auf das zentrale Data Center entfällt, fällt geringer aus. Trotzdem bringt die Technologie auch Nachteile mit sich:
Technischer Aufwand
Multi-Access Edge Computing macht das Netzwerk deutlich komplexer, was zu einer Steigerung des technischen Aufwands führt.
Kosten
Dezentrale Elemente, wie sie für das MEC rahmengebend sind, gehen mit höheren Hard- und Softwarekosten einher.
Spezielle Schutzmaßnahmen
Natürlich muss das Edge-Netzwerk zuverlässig gegen Cyber-Attacken geschützt werden. Wenn Sie mehr über die Gefahr, die von Hackern ausgeht, erfahren wollen, sollten Sie sich unserem Artikel zum Thema ansehen. Hier finden Sie zudem Informationen dazu, wie Ethical Hacking zum Schutz gegen Cyber-Angriffe beitragen kann.
Wartungs- und Verwaltungsaufwand
Insgesamt zeigt die Erfahrung, dass mit Multi-Access Edge Computing der Wartungs- und Verwaltungsaufwand anwächst.
So wird Multi-Access Edge Computing eingesetzt
MEC einzusetzen, bietet sich mitunter immer dann an, wenn die Verarbeitung von großen Datenmengen in Echtzeit gefordert ist. Die folgenden Einsatzgebiete sind bisher absehbar:
Industrie 4.0
Smart Factorys können enorm von MEC profitieren. Wenn viele intelligente, vernetzte Maschinen miteinander und untereinander kommunizieren, fällt unheimlich viel Datenverkehr an. Multi-Access Edge Computing hilft, diesen zu bewältigen und die Fabriken der Zukunft funktionsfähig zu halten.
Autonomes Fahren
Das Versuchsprojekt „Car2MEC“, an dem unter anderem Continental und die Deutsche Telekom beteiligt waren, untersuchte den Einsatz von Multi-Access Edge Computing in Bezug auf das autonome Fahren. Dabei wurden verschiedene Situationen und Anwendungsmöglichkeiten unter realen Bedingungen auf der A9 getestet. Das Ergebnis: Man ist sich sicher, dass MEC zu den Schlüsseltechnologien gehört, die das autonome Fahren letztendlich umsetzbar und vor allem sicher machen werden.
Augmented und Virtual Reality
Auch aufkommende und teilweise angekommene Techniken, wie Augmented und Virtual Reality, lassen sich ideal durch Multi-Access Edge Computing unterstützen.
Daneben kann der Einsatz von MEC auf Großveranstaltungen, die eine Menge Datenübertragung mit sich bringen, Sinn ergeben. Auch intelligente Energienetze und die Indoor-Positionsbestimmung profitieren von der Technologie. Auf Dauer wird MEC in sehr viele Bereiche des Lebens und der Industrie sickern und unter anderem neue Möglichkeiten im Gesundheitswesen eröffnen. Letztendlich werden MEC und IoT in sehr vielen Fällen und relativ branchenunabhängig Hand in Hand gehen.
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Was hat Multi-Access Edge Computing mit 5G zu tun?
Der erste 5G-Sendemast Deutschlands wurde zwar bereits in Betrieb genommen und es laufen verschiedene Pilotprojekte, bis zum flächendeckenden 5G-Netz werden aber vermutlich noch einige Jährchen vergehen. Multi-Access Edge Computing steht in zweierlei Hinsicht mit 5G in Zusammenhang. Zum einen ist das fehlende 5G- und somit das bestehende 4G-Netz ein hemmender Faktor, der dazu führt, dass das Potenzial von MEC nur eingeschränkt genutzt werden kann. Zum anderen soll Multi-Access Edge Computing dabei helfen, die Entwicklung eines flächendeckenden 5G-Netzes zu beschleunigen. Über eine Open-Source Edge-Plattform, deren Entwicklung unter anderem von der Telekom vorangetrieben wird, sollen Entwickler in die Lage versetzt werden, 5G-Anwendungen und -Services deutlich zügiger zu entwickeln und auf den Markt bringen zu können.