Die heutige Berichtserstattung dient zur Bewusstseinsschaffung anstelle eines konkreten IT-Themas. Der Jahreswechsel bietet sich für die übergreifende gesundheitliche Herausforderung der IT-Branche an. Viele IT-Berufe sind mit Stress verbunden, das ist keine neue Erkenntnis. Schon im Juli 2011 rief das Fachmagazin IT-Administrator zur Studie Burnout in der IT-Branche auf, mit alarmierenden Ergebnissen. Jedoch zeigt auch eine Arbeitsunfähigkeit-Statistik aus dem Jahr 2020 auf, dass die IT-Branche nicht alleine von der Burnout-Gefahr betroffen ist. Auf internationaler Ebene zeigte das National Institute of Occupational Safety and Health auf, dass Burnout 8 % aller Berufskrankheiten ausmacht. Nicht selten führt ein Burnout zu einem berufsbedingten Traumata mit betrieblicher Wiedereingliederung.
Tipp: Die München Klinik bietet online einen Burnout-Selbsttest an.
Digital Health ist zwar ein gesetzter Begriff und definiert die Brücke zwischen der Gesundheit und der Digitalisierung, doch lassen Sie uns den Begriff etwas zweckentfremden, um mit den nachfolgenden Tipps Ihre persönliche Digital Health zu unterstützen.
Anti-IT-Stress Tipp Nr. 1: Schultern auflockern
Beim Arbeiten vor dem Computer, neigen viele Menschen dazu, sich beim Blick auf den Bildschirm nach vorne zu beugen, wodurch die Schultern verspannen und stark beansprucht werden. Das Ziel für den Stressabbau ist es, die Schultermuskulatur so wenig als möglich zu beanspruchen.
Um am Computerarbeitsplatz ohne Schulterschmerzen arbeiten zu können, muss man die Körperhaltung so ausbalancieren, dass die Schultermuskulatur nur minimal beansprucht wird.
Handlungsempfehlungen:
- Finden Sie die richtige Körperbalance und machen Sie regelmäßig einen Selbstcheck
- Achten Sie darauf, dass Ihre Arme nicht zu statistisch fixiert sind
- Die Maus sollte ca. 20 Zentimeter vor der Tischkante entfernt sein
- Lockern Sie Ihre Schultern mehrfach am Tag auf
- Überprüfen Sie die Monitorhöhe und den Monitorabstand
- Überprüfen Sie die Einstellung des Bürostuhls, sodass die Tischplatte nicht zu niedrig ist, siehe Video: https://www.koerpermanagement.com/institut/video-ergonomie-am-bildschirm-arbeitsplatz/
Anti-IT-Stress Tipp Nr. 2: Mausarm Gefahr
Der Mausarm (RSI-Syndrom) ist die Folge von wiederkehrenden Bewegungen mit der Computermaus. Tägliche Wiederholungen führen zu Schmerzen im Unterarm, im Ellbogen, in den Handgelenken oder in den Fingern. Die Ursachenforschung ist nicht einfach, da viele am Computer arbeitende auch unter Probleme in den Schultern, im Rücken oder im Nacken klagen. Wenn die Ursache wirklich die wiederholenden Mikro-Tätigkeiten (z.B. Klicks) sind, und andere Ursachen wie beispielsweise die falsche Bürostuhl-Einstellung ausgeschlossen sind, dann besteht das Risiko, zum chronischen Schmerz. Allerdings besteht auch eine Verwechslungsgefahr zur Sehnenscheidenentzündung aufgrund ähnlicher Symptome.
Handlungsempfehlungen:
- Überprüfen Sie andere Ursachen, um diese auszuschließen
- Massieren Sie sich regelmäßig die Hände und Unterarme
- Nutzen Sie spezielle Übungen für den Mausarm
Anti-IT-Stress Tipp Nr. 3: Rückenschmerzen vorbeugen oder lindern
„Ich habe Rücken“ wird oft salopp gesagt, doch dahinter steckt viel mehr. Rückenschmerzen wirken sich oft auf die Psyche aus und führen zu Konzentrationsschwierigkeiten. Dies wiederum kann zur verminderten Leistungsfähigkeit führen und daraus können Depressionen, Demotivation, Frust oder auch ein verringertes Selbstwertgefühl entstehen. Neben dem Qualitätsverlust für den Arbeitgeber, können ausgelöst von Rückenschmerzen, Arbeitsunfähigkeit aufgrund der Psyche entstehen.
Kurz gesagt: Akute Rückenschmerzen sollten nicht als normal abgehakt werden und gehören ebenso bewusst vorgebeugt. Auch wir haben im Rahmen unseres Value Networking in unseren regionalen Netzwerken, das Bewusstsein durch ein Business-Yoga-Netzwerktreffen schon im Jahr 2008 gefördert. Damit möchten wir zum Ausdruck bringen, dass neben vielen Statistiken, die schon seit Jahrzehnten erhoben werden, das Gesundheitsrisiko allgegenwärtig ist und dennoch das Ernstzunehmen oft zu spät kommt – dann, wenn die Schmerzen oder die Situation unerträglich werden – das muss nicht sein!
Handlungsempfehlungen:
- Denken Sie regelmäßig daran, Ihre Körperhaltung zu verändern (Sitzen, Dehnen, Stehen).
- Achten Sie auch entfernt vom Arbeitsplatz darauf, schwere Sachen mit dem Rumpf und den Beinen zu heben, anstatt sich nach vorne zu beugen und den Rücken zu überlasten.
- Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, Rückenübungen direkt im Büro in den Pausen, idealerweise gemeinsam mit Kollegen, durchzuführen
Anti-IT-Stress Tipp Nr. 4: Den Augen eine Auszeit gönnen
Das Arbeiten vor dem Computer ist oft anstrengend, besonders für die Augen, die oft brennen oder sich schwer anfühlen. Kein Wunder, denn die Augen stehen an erster Front vor dem Bildschirm. Die Augenmuskulatur wird müde wenn keine Entspannung erfolgt. Überlastungen machen sich oft erkenntlich, indem Buchstaben nur noch verschwommen wahrgenommen werden und die Augen anfangen zu zucken. Vor dem Bildschirm verringert sich die Blinzeln-Frequenz von 15 auf 3 Mal in der Minute, dies führt zudem zur Trockenheit der Augen.
Handlungsempfehlungen:
- Achten Sie auf Pausen, in denen Sie nicht auf ein Display schauen (kontraproduktiv ist, auf das Smartphone zu schauen anstatt auf den Bildschirmarbeitsplatz).
- Nutzen Sie den Horizont-Test. Schauen Sie lange am Himmel entlang ins Weite. Fangen die Augen an zu tränen ist es ein Zeichen dafür, dass diese überlastet sind. Bei der Übung fangen die Augen an sich zu entspannen.
- Bei chronischem Brennen empfehlen wir Augentropfen, die rein zur Befeuchtung der Augen verfügbar sind.
- Wir empfehlen regelmäßig eine Augenmassage mit dem Zeigefinger und dem Daumen an der Nasenwurzel und am Rand der Augenhöhlen.
- Lüften Sie regelmäßig das Büro, nicht nur aufgrund der Sauerstoffgehaltes, sondern auch für Ihre Augen.
- Überprüfen Sie, ob ausreichend Licht (LUX) am Arbeitsplatz vorhanden ist.
Anti-IT-Stress Tipp Nr. 5: Softskills stärken und Entspannung zulassen
Da wir uns im IT-Umfeld bewegen, könnten wir die vorgenannten Tipps in eine fiktive Kategorie „Hardware“ einordnen. Damit die Software nicht zu kurz kommt, gehen wir in diesem Tipp auf die Softskills ein, die nicht selten dazu beitragen, dass die zuvor genannten Hardwareprobleme entstehen. Aber lassen Sie uns nicht auf die Grundsatzfrage eingehen, wie bei der Frage, was zuerst da war, die Henne oder das Ei?
Mehrere Studien zeigen auf, dass IT-Fachkräfte unter psychosomatischen Beschwerden leiden, die nicht selten in Burnout, Depressionen oder in der Vorstufe Tinnitus enden. Dies ist ein Indiz dafür, dass bei einer Ursachenforschung auch die Software (Softskills) überprüft werden sollte.
Anstatt die potenziellen Probleme zu beschreiben, beinhaltet dieser Anti-IT-Stress-Tipp die nachfolgende umfangreiche Ideensammlung.
Handlungsempfehlungen:
- Stellen Sie Ihre Gedanken auf den Prüfstand: Sind Sie mit dem Herz bei der Sache oder machen Sie einfach nur einen IT-Job?
- Gehen Sie z.B. mit einem Talent-Check Ihren Talenten auf den Grund, um Ihre Leidenschaft zu entdecken, um Freude an der Arbeit zu haben.
- Die Basis der IT-Welt war ursprünglich nummerisch und somit rationell durch Bits&Bytes, bzw. durch die Zahlen 1 und eine 0 bestimmt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Emotionen im IT-Umfeld nichts zu suchen haben. Ganz im Gegenteil geben Sie Gefühlen eine Chance und analysieren Sie diese in den jeweiligen Stress-Situationen.
- Lernen Sie freundlich Nein zu sagen und sich von überflüssigen Dingen freizumachen, um sich auf den Kern Ihrer Arbeit konzentrieren zu können.
- Geben Sie Bewegung und Sport eine hohe Priorität (Sie müssen sich ja nicht gleich wie wir ein Fahrrad ins Büro stellen, um Bewegung und Arbeit gleichzeitig durchzuführen).
- Sauerstoff ist ein wichtiger Treibstoff unserer mentalen Verfassung. Lernen Sie daher bewusste und situative Atemtechniken.
- Einige Menschen lieben Routinen, die anderen hassen sie. Fakt ist: Routinen wie z.B. gleiche Arbeitszeiten (trotz Home-Office) schaffen Balance, reduzieren Stress und vermeiden ein schlechtes Gewissen.
- Wer hat nicht schon vom klassischen IT-Nerd gehört, dem Kellerkind, das sich hinter dem Bildschirm versteckt? Damit verbunden möchten wir darauf aufmerksam machen, dass gerade der Kontakt zu anderen Menschen, ein wichtiger Ausgleichsfaktor ist.
- Man muss Feste feiern, wie Sie fallen. Hierbei handelt es sich wohl um einen sehr alten Burnout-Präventionstipp. Geburtstage, Stadtfeste, Vereinstreffen, Feiertage oder auch Festivals – die Ausrede nicht zu feiern sollte nicht die Arbeit sein – Auszeiten sollen genommen werden, wenn sie sich anbieten.
- Die IT wird immer schneller, dass sollte jedoch nicht mit dem Essen gleichsetzt werden. Bewusste Essenspausen sowie eine gesunde Ernährung helfen dabei, Stress abzubauen.
- Ergänzend zur Achtsamkeit bei der Ernährung, empfehlen wir grundsätzlich, Achtsamkeitsübungen auszuprobieren und regelmäßig anzuwenden.
Abschließend eine Frage an Sie: Wann haben Sie sich zuletzt gelangweilt? Sie können sich nicht daran erinnern? Woran kann das möglicherweise liegen? Ersetzt das Smartphone und die sozialen Medien die Langeweile? Langeweile ist ein wichtiger Entspannungszustand. Der Weg ist das Ziel und gleichzeitig eine Chance auf andere Gedanken zu kommen, anstatt auf das Smarphone zu schauen.